„Männer und Frauen sind doch schon gleichberechtigt.“ Das ist eines der Statements, das mensch oft hört, sobald das Thema Feminismus aufkommt. Die Aussage allein ist schon falsch, wie beispielsweise Statistiken zu Einkommensunterschieden, sexualisierter und häuslicher Gewalt aufzeigen. Aber die Aussage lässt auch einen großen Teil von Feminismus aus: Menschen, die sich nicht mit „Mann“ oder „Frau“ kategorisieren können, also nicht-binäre, trans, agender und manche intergeschlechtliche Personen.
Sexismus in der Schule
Sexismus gibt es an der Schule genauso wie außerhalb. Schüler_innen werden in vielen Aspekten nicht gleich wie ihre cis-männlichen Mitschüler behandelt. Sei es ein sexistischer Witz, ein „Ich brauch‘ ein paar starke Burschen“ oder das Schieben von nicht-binären, agender und_oder trans Schüler_innen in die Kategorien „Mann“ und „Frau“, da sie meist Männer- und Damentoiletten, -umkleiden, etc. verwenden müssen. Diese Ungleichbehandlung ist meistens nichts, was absichtlich passiert, sondern ein Problem, dass die gesamtgesellschaftliche Situation widerspiegelt.
Die Darstellung von Frauen und nicht-binären, agender, intergeschlechtlichen und/oder trans Personen, die aber bei der Geburt dem Geschlecht weiblich zugeordnet wurden, in Schulbüchern beschränkt sich auf Haushaltsarbeit. Wir lernen über Einstein, aber bei Erfindungen von weiblich kategorisierten Personen wird seltener über ihr Leben und Leisten gelehrt. Wichtige nicht-männliche Personen in der Geschichte werden ausgeblendet. Während Martin Luther King vielen ein Begriff ist, wird Rosa Parks durch unseren Unterricht unbekannt bleiben.
Aber es endet nicht mit Unterrichtsinhalten. Buben nehmen sich in der Klassengemeinschaft mehr Raum als FLINTAs (Frauen, Lesben, Intersex, Trans und Agender Personen). Sie dürfen lauter sein und häufiger unterbrechen, ohne als störend wahrgenommen oder ermahnt zu werden. Lehrer_innen erhalten in Bereichen wie Geschlechtergerechtigkeit keine speziellen Schulungen. Das wirkt sich auf die Weltbilder und Einstellungen der Schüler_innen aus, die die zukünftige Gesellschaft mitgestalten und schon heute Teil der Gesellschaft sind.
Die Gläserne Decke in der Schüler_innenvertretung
Jährlich erheben wir österreichweit Daten zum Geschlechterverhältnis in der Schüler_innenvertretung (SV) auf Schul-, Landes- und Bundesebene. Die Ergebnisse, die wir im SV-Genderreport auswerten, zeigen jedes Jahr ähnliche Zahlen: Es gibt zwar mehr weiblich als männlich kategorisierte Schüler_innen, dennoch kandidieren oft weniger weiblich als männlich kategorisierte Schüler_innen für die SV und werden viel seltener in Spitzenpositionen gewählt. Dieses Phänomen nennt mensch die „Gläserne Decke“, die vor allem weiblich und als queer gelesene FLINTAs auf allen Ebenen der Gesellschaft durchbrechen müssen, um in Führungspositionen zu kommen. Leider können wir nicht erheben, wie die Gläserne Decke beispielsweise zwischen Mädchen und nicht-binären Personen unterscheidet, da Schulen diesbezüglich keine Daten führen. Mehr Informationen und den aktuellen SV-Genderreport findest du hier:
Fem it!
Das Aufbrechen von Rollenbildern und Sexismus muss in der Schule beginnen! Wir wollen einen Gegenpol zur Gesellschaft darstellen, indem wir Feminismus in der AKS groß schreiben und diesen auch in die Schule bringen wollen. Wir wollen FLINTAs aktiv bestärken und ihnen den Platz geben, den sie verdienen, um gemeinsam für eine gleichberechtigte Schule und Gesellschaft zu kämpfen!
Neben Raum braucht es auch gezielte Information. Damit Begriffe wie Feminismus für uns Schüler_innen nicht abstrakt bleiben oder Aufklärung im Internet nötig ist, soll Gleichstellung auch im Unterricht verpflichtend zum Thema werden.
Doch auch Aufklärung und Antisexismus reichen nicht aus. Häufig sind FLINTAs nämlich auch durch weitere Eigenschaften benachteiligt. Dies wird unter dem Begriff „Intersektionalität“ verstanden. Feminismus hat also noch nicht gewonnen, wenn alle FLINTA-Maturierenden die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt haben wie ihre cismännlichen Maturanten. Es muss weiter über den Tellerrand geschaut werden – auch auf FLINTAs, die von Rassismus betroffen sind, aus einem sozioökonomisch schwachen Umfeld kommen, Queerfeindlichkeit oder andere Nachteile verspüren müssen. Auch dafür machen wir uns als AKS stark und versuchen, intersektional zu denken und zu handeln.