Rassismus ist ein alltägliches Thema. Egal wo und wann, Rassismus ist seit Jahrhunderten aktuell. Tagtäglich werden Personen aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion etc. mit Rassismus konfrontiert, sei es nun eine beleidigende Bemerkung in der Straßenbahn, eine diskriminierende Anzeige in der Zeitung oder sogar ein gewalttätiger Übergriff. Rassismus ist nicht nur auf der Straße vorhanden, sondern zieht sich durch jeden Lebensbereich einer Person Of Colour. Rassistische Strukturen sind in unserer Gesellschaft so fest verankert, dass sie sich oft unbemerkt eingeschlichen haben. Dieses Konstrukt muss sichtbar gemacht und aufgebrochen werden.
Formen von Rassismus
- Rassistische Vorurteile sind vorgefertigte Meinungen über Personen aufgrund ihrer Zuordnung zu einer Ethnie. Beispiel: Person A denkt, dass Person B die Eigenschaft X hat, weil sie zur Ethnie Y gehört
- Rassistische Diskriminierung ist die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale, wie z.B. der Hautfarbe. Beispiel: Person A weigert sich, Person B einzustellen, weil Person B zur Ethnie Y gehört
- Institutioneller Rassismus (strukturelle Diskriminierung) ist die Ungleichbehandlung durch öffentliche Stellen, große Organisationen oder Institutionen der Gesellschaft aufgrund der Ethnie
- Pseudowissenschaftliche Rassentheorien sind scheinwissenschaftliche Theorien, die sich im Interesse politischer Kräfte entwickelten und die Überlegenheit bestimmter Ethnien über andere untermauern sollen, z.B. die Rassenlehre des Nationalsozialismus
- Kultureller Rassismus (Kulturalismus) ist der moderne Rassismus, der sich oftmals des Begriffs verschiedener „Kulturen“ bedient, nachdem der klassische Rassismus als unwissenschaftlich entlarvt wurde
- Alltagsrassismus ist die Übernahme von Rassismus in alltägliche Situationen durch Denk- und Handlungsformen, die die dahinter liegenden Machtstrukturen stabilisieren und verfestigen. In dieser Form wird Rassismus nicht mehr hinterfragt, sondern von herrschenden Gruppen als „normal“ hingenommen
Alltagsrassismus
Als Alltagsrassismus lassen sich verschiedene „alltäglich vorkommende“ Formen des Rassismus bezeichnen.
Das bezieht sich beispielsweise auf:
- beleidigende oder abwertende Sprüche
- Übersehen beziehungsweise Ignorieren von „Fremden“
- Diskriminierung bei der Wohnungssuche
- systematisch schlechtere Bezahlung
Diese Akte sind nicht unbedingt ein Zeichen von rechtsextremer Gesinnung, sondern können auch ein Ausdruck verinnerlichter Vorurteile sein. Teilweise werden diese auch als „Stammtischparolen“ bezeichnet. Auch die Ausgrenzung infolge von institutionellem Rassismus, beispielsweise die Sonderbehandlung von Menschen anhand ihres Aufenthaltsstatus, fällt darunter.
Für die Soziologen Peter L. Berger und Thomas Luckmann ist der „Alltag“ der prägendste Bereich in dem Menschen ihre Erfahrungen machen. Entsprechend können die „kleinen“ Formen von Rassismus besonders nachhaltig wirken und werden sowohl von den Betroffenen als auch von den Akteur_innen und den „Unbeteiligten“ verinnerlicht.
Kritik am Begriff kommt unter anderem von Jost Müller, der darin eine Verharmlosung von Rassismus oder auch eine Umdeutung auf ein Problem der „kleinen Leute“ sieht.
Institutioneller Rassismus
Als institutioneller Rassismus (auch: struktureller Rassismus) werden Formen der Diskriminierung bezeichnet, die von Institutionen der Gesellschaft, von ihren Gesetzen, Normen und internen Logik ausgehen. Er kann als ein Gegensatz zum personellen Rassismus verstanden werden, der sich beispielsweise in Vorurteilen oder Gewalt ausdrückt.
Beispiele für solchen institutionellen Rassismus finden sich beispielsweise bei der Benachteiligung in den Bereichen:
- Bildungssystem
- Arbeitsmarkt
- Wohnungsmarkt
In ihrer Untersuchung über institutionelle Diskriminierung haben Mechthild Gomolla und Frank-Olaf Radtke beispielsweise festgestellt, dass schlechtere Deutschkenntnisse von Migrant_innenkindern in Deutschland häufiger dazu führen, dass diese unangemessen in Sonderschulen eingewiesen werden, eine Schulform die in der Regel schlechtere Voraussetzungen für das spätere Leben schafft. Auch bei der Schullaufbahnempfehlung (also die Grundlage für den Übergang in die Sekundarschule) werden sie aufgrund der institutionellen Logik tendenziell schlechter gestellt.
Der Begriff wurde erstmals 1967 von Stokely Carmichael und Charles V. Hamilton in „Black Power“ verwendet, einem grundlegenden Werk der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Da dieser Form von Rassismus nicht unbedingt ein Ethnienbegriff zugrunde liegt, kann hierbei oft auch von einem Rassismus ohne Ethnien gesprochen werden. Die Psychologin Ute Osterkamp stellt fest, „dass rassistische Denk- und Handlungsweisen nicht Sache der persönlichen Einstellungen von Individuen, sondern in der Organisation des gesellschaftlichen Miteinanders verortet sind, welche die Angehörigen der eigenen Gruppe systematisch gegenüber den Nicht-Dazugehörigen privilegieren.“
Vorurteile
Vorurteile sind der Grundstein für Rassismus. Falsche Tatsachen werden durch die Gesellschaft transportiert und führen dazu, dass diese häufig als wahr angesehen werden. Vorurteile sind vorschnelle, meist auf ein ganzes Volk oder eine bestimmte Gruppe umgelegte Urteile. Werden Vorurteile von einem Großteil der Bevölkerung vertreten, so richten sie Schaden an und führen zu einer diskriminierenden Gesetzgebung.
Ein Vorurteil ist eine Meinung, die unentbehrlich für den_die Träger_in des Vorurteils geworden ist. Vorurteile sind nicht notwendigerweise abwertend. Zu den aufwertenden Vorurteilen kann die Sicht des_der Verliebten auf den_die Geliebte_n, der Blick auf die eigene Nation oder das Vertrauen eines kleinen Kindes in die unbegrenzten Fähigkeiten und Kräfte der Eltern gezählt werden.
Vorurteile sind jedoch oft negative oder ablehnende Einstellungen einem Menschen, einer Menschengruppe oder eines Sachverhaltes gegenüber. Vorurteilsbildung wird als Übergeneralisierung interpretiert, bei der unzulässigerweise von einzelnen Eigenschaften eines Individuums auf Eigenschaften aller Individuen einer Gruppe geschlossen wird. Vorurteile besitzen einen emotionalen Gehalt und deutliche, stereotype Überzeugungen. Sie implizieren oft negative Gefühle, Handlungstendenzen oder diskriminierende Handlungen.
Das Vorurteil hat viele Eigenschaften gemeinsam mit dem Stereotyp. In der Sozialpsychologie spricht man auch vom sozialen Vorurteil. Damit beziehen sich soziales Vorurteil und Stereotyp beide auf soziale Gruppen.
Die klassische Definition des Vorurteils stammt von Gordon W. Allport und seiner Arbeit „The nature of prejudice – Die Natur des Vorurteils“ von 1954. Er sagt, das Vorurteil besteht aus zwei Komponenten: der Einstellung und der Überzeugung.
Rassismus & Schule
Rassismus und Diskriminierung sind also allgemeine gesellschaftliche Probleme und somit auch in der Schule als Teil der Gesellschaft allgegenwärtig. Noch immer sind Minderheiten in unserem Schulsystem benachteiligt, angefangen von Sprachbarrieren bis hin zu systematischer Diskriminierung. In der Schule ist vor allem der institutionelle Rassismus zu spüren. Dass People Of Colour von einer Institution (z.B. Schule) ausgeschlossen werden, ist keine Seltenheit, im Gegenteil, dies ist nur ein Bruchteil der rassistischen Strukturen unseres Bildungssystems. Rassistische Lehrpersonen, rassistische Lehrpläne, rassistische Schüler_innen – eine Schule ohne Rassismus ist heutzutage noch Utopie. Diese diskriminierende Struktur darf jedoch keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft bekommen, wir müssen gemeinsam für eine angstfreie Schule und Gesellschaft kämpfen.