For the many, not the few!
Der Kapitalismus ist die Wirtschafts- und Gesellschaftsform in der wir leben. Er steuert durch die vermeintlich rationale Kontrolle des Marktes Produktion und Konsum. Diese Rationalität kennt aber nur ein Ziel und das ist die Vergrößerung des Eigenkapitals. Es ist nur logisch, dass dies dann zu einigen Problemen führt, die für das aktuelle System nicht lösbar sind.
In einer Demokratie sind sich alle einig, dass eine Person eine Stimme haben soll und die Stimme jedes Einzelnen gleich viel wert sein soll. So sollte jede Person die gleichen Möglichkeiten zur Mitbestimmung haben und es nicht darauf ankommen wie viel Geld jemand hat, um Mitbestimmen zu können. Im aktuellen System ist es aber so, dass Mitbestimmung ein Privileg ist. Sich politisch einzubringen, mitzureden und sich politisch zu informieren kostet Zeit. Zeit, die viele nicht aufbringen können, da eine Arbeitsstelle, Familie und Hobbys mehr Zeit kosten als sich mit Politik zu befassen. Außerdem ist Politik für viele Menschen nicht greifbar oder wird bewusst nicht greifbar gemacht. Neben dem Fakt, dass Menschen mit mehr Geld Parteien sponsoren können und Medien kaufen, um eine politische Richtung vorzugeben oder ganz einfach Lobbying betreiben können und teure mediale Kampagnen bezahlen, um die öffentliche Meinung in eine Richtung zu lenken, sieht es in Unternehmen noch schlimmer aus, denn dort ist oft nicht einmal die Möglichkeit der Mitbestimmung vorhanden.
In der Demokratie wie wir sie kennen, wählen wir unsere Vertretung für Parlamente und andere demokratische Instanzen. In Unternehmen, in denen wir arbeiten müssen, gibt es nicht einmal eine solche Möglichkeit der Mitbestimmung und Besitzer_innen entscheiden alleine was wie in einem Unternehmen im Rahmen der Gesetze geschieht. Zu sagen, dass sich eine arbeitende Person einfach ein anderes Unternehmen suchen soll, ist naiv, da die Personen in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Unternehmen steht und nicht einfach auf die Einnahmen durch Lohnarbeit verzichten kann.
Das System führt außerdem zu Ungleichheit in einem nie dagewesenen Ausmaß. In Österreich besitzt das reichste Prozent 40,5% des Gesamtvermögens. Die ärmsten 50% besitzen nur 2,5% vom Gesamtvermögen. Diese offensichtliche Schieflage wird politisch nicht bekämpft. Ohne Besteuerung von Vermögen, Erbschaften und Schenkungen lässt sich aber nichts an der aktuellen Lage ändern. Global besitzen 162 Milliardär_innen mehr als die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung. Männer* haben dabei 50% mehr Vermögen als Frauen*. Die Zahlen sprechen für sich.
Faktoren wie die Arbeitsbedingungen von Menschen oder Umweltverschmutzung kennt der Kapitalismus nicht und macht in seiner Rationalität keinen Sinn. So ist in diesem System klar, dass Arbeitende ausgebeutet werden, sogar Kinderarbeit existiert, Hunger auf Teilen der Welt noch immer das größte Problem ist und die Umwelt ohne Bremsung zerstört wird, solange es im Sinne des Profits ist. Die einzige Bremsung solcher Vorgänge passiert, wenn solche Dinge öffentlich werden und durch Medien direkt in Verbindung mit einzelnen Unternehmen gebracht werden können, aber auch dann nur, bis es die Öffentlichkeit wieder vergessen hat.
Der Kapitalismus greift in jeden Lebensbereich der Menschen ein. So werden die Leben von uns vermehrt nach dem Prinzip des Nutzens und der Rentabilität gesteuert. Wer den Anforderungen des Marktes entspricht, kann sich gut „verkaufen“, wer den gesellschaftlichen Ansprüchen nicht entspricht, fällt durch die Maschen.
So werden auch Bildungseinrichtungen immer mehr zu einem Ort, an dem ein Mensch nur seine eigenen Fähigkeiten aufbessert, um seinen eigenen Wert auf dem Markt, das sogenannte Humankapital, zu verbessern. Dieser Umstand wird Bildungsökonomisierung genannt. Kapital und Wirtschaft darf nicht die Überhand in unseren Schulen gewinnen, denn: Wir wollen nicht nur Ausbildung, sondern echte Bildung.
Die Bildungsökonomie ist jene Disziplin, die die Zusammenhänge zwischen der Ausformung des Bildungswesens und der wirtschaftlichen Entwicklung systematisch untersucht. Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, welche Auswirkung bestimmte Bildungsaufwendungen und ein daraus folgendes Ausbildungsniveau der (arbeitenden) Bevölkerung für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft haben. Die jeweils erreichte Wachstumsrate des Sozialprodukts (Summe des Marktwertes aller produzierten Güter und erbrachten Dienstleistungen) wird dabei als Kriterium für die Beobachtung und Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung herangezogen. Das Ziel der Bildungsökonomie ist es, die optimalste Form des Einsatzes von Bildungsaufwendungen im Sinne eines hohen Wirtschaftswachstums herauszufinden. Bildungsaufwendungen werden als investiertes Kapital betrachtet, das sich – sowohl unter dem individuellen als auch unter dem gesellschaftlichen Gesichtspunkt – rentieren soll, indem es kurz- oder langfristig einen quantifizierbaren Ertrag abwirft.
Daraus werden Überlegungen laut einzelnen Schulen mehr Freiheiten zu geben und die sogenannte Schulautonomie auszuweiten, um Schulen flexibler für unter anderem die Interessen der Wirtschaft in der Region zu machen. Finanzielle Zuwendungen und Sachspenden von Unternehmen, schaffen schon jetzt Abhängigkeiten und werden von Bestrebungen zu mehr Schulautonomie noch bestärkt, da die Möglichkeiten zur Einflussnahme sich ausweiten.
Der Kapitalismus ist allgegenwärtig und beeinflusst das Leben jeder_s Einzelnen. Dieses System, dass sich ungebremst in mehr und mehr Bereiche des Lebens einmischt und auch im Bildungswesen eine immer lautere Stimme bekommt ist der aktuell größte Feind der Menschheit und muss auf allen Ebenen von uns bekämpft werden. Denn eines ist klar: In diesem System lassen sich keine Lösungen für die Probleme der Welt finden, denn das System ist das Problem.