In weniger als drei Monaten findet die schriftliche Matura in Österreich statt. – Und das ohne jegliche Anpassungen, trotz den letzten Schuljahren, in denen die Covid-19-Pandemie im Vordergrund stand.
Die Schulzeit seit März 2020 war für Schüler_innen, aber auch für alle anderen Schulpartner_innen, geprägt von Unsicherheit. Geprägt von stetig neuen und spontan erlassenen Regelungen. Geprägt von ungenügend aufbereitetem Distance-Learning, für das vielen Schüler_innen die notwendigen technischen und räumlichen Ressourcen fehlten, wie ein ruhiger Lernraum, W-LAN oder digitale Endgeräte. Die daraus resultierenden Probleme spiegeln sich auch in den Studien zur mentalen Gesundheit von Jugendlichen wider: Laut diesen zeigen 56 Prozent der Über-14-Jährigen eine depressive Symptomatik; die Hälfte weist Angstsymptome auf. Ebenso haben 16 Prozent regelmäßig suizidale Gedanken.
Auch wenn im diesjährigen Schuljahr 2022/23 Covid-19 in der Schule nicht mehr im Vordergrund stand, spüren wir die Nachwirkungen noch immer. Wir haben viel Unterrichtsstoff verpasst, leiden weiterhin unter Leistungsdruck und vermehrt an psychischen Erkrankungen.
Eine angepasste Matura wird nicht alle Probleme lösen, aber sie verschafft eine mehr als nötige Entlastung. Schon jetzt fürchten sich viele unserer Mitmaturant_innen vor der Matura, isolieren sich und versuchen stattdessen den während der Pandemie verpassten Stoff nachzuholen.
Bei einer Anpassung der Matura soll der Fokus nicht zwingend auf der Verbesserung der Ergebnisse liegen, sondern die Unterstützung der Maturant_innen soll im Vordergrund stehen, um somit den Zustand unserer mentalen Gesundheit zu verbessern. Obwohl die geforderten Anpassungen seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung nicht umgesetzt worden sind, waren die Ergebnisse der Matura dennoch überdurchschnittlich gut. Politiker_innen waren zufrieden, die Stimmen der Schulpartner_innen, die besagten, dass nicht das Ergebnis der Matura ausschlaggebend für erfolgreiche Covid-19-Anpassungen ist, sondern die mentale Gesundheit der Maturant_innen, wurden jedoch überhört.
Damit das dieses Jahr nicht geschieht, fordern wir:
Die Themenpools der schriftlichen sowie mündlichen Matura sollen um 1/3 verkürzt werden, so dass Unterrichtsstoff, der nicht oder nur unzureichend gelehrt worden ist, nicht bei der Matura geprüft wird.
Die Verlängerung der Arbeitszeit bei der schriftlichen Matura um 60 Minuten
Freiwillige Förderstunden vor der Matura im Ausmaß von 4 Wochenstunden in Klausurfächern und 2 Wochenstunden in den restlichen Fächern.
Eine mündliche Matura auf freiwilliger Basis, wie es bereits bei den Maturajahrgängen 2019/20 sowie 2020/21 der Fall gewesen ist.
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